Liebe Freunde und Paten indischer Kinder,
nach Coronarestriktionen und persönlichen Einschränkungen konnten wir nach fast fünf Jahren in den letzten Wochen wieder einmal nach Indien fahren und unsere Projekte vor Ort besuchen: in Madhya Pradesh, in der Schule in Rasodi, trafen wir die Kindergarten- und Grundschul-Kinder, die sich freuen, dass der benachbarte Steinbruch nun stillgelegt wurde, und sie nicht mehr mit Störungen durch Explosionen rechnen müssen; in Badi Dhamini trafen wir die Mädels aus dem von uns mit dem BMZ vor Jahren gebauten Internat; sie können jetzt an der auf dem Gelände befindlichen Schule ihren Abschluss in Klasse 12 machen. In Nizampet, Telangana, haben die Steyler eine Unterkunft für Drop-Outs, Waisen und andere Kinder, die sich an Buszentren und Bahnhöfen aufhielten, eingerichtet, wo sie gut versorgt werden und die benachbarte Schule besuchen, und somit einmal gute Möglichkeiten zu einem selbstbestimmten Leben haben. Mit unseren Luftballons hatten sie schon einmal viel Spaß.
Ganz interessant war natürlich die Vorstellung des UDAY-Projects (Women Empowerment), der Steyler Schwestern in Bhopal. Hier geht es nicht nur um Aufklärung der Frauen über ihre im Gesetz verankerten Rechte, sondern im Grunde um Fürsorge und Betreuung der ganzen Familien. Natürlich kümmert man sich dabei zuerst um misshandelte Frauen (Survivors), bringt sie in Sicherheit, berät sie und bietet ihnen Hilfe in Selbsthilfegruppen. Aber man spricht auch die Männer an, erklärt ihnen die vom Gesetz verbrieften Rechte der Frauen und die Strafwürdigkeit ihrer Handlungen, begleitet werden die Sozialarbeiterinnen dabei von Juristen und zu diesem Zweck speziell ausgebildeten Polizistinnen. Auch versucht man, gemeinsam mit der Ehefrau die Ursachen der Aggressivität zu erforschen. Das erklärte Ziel dabei ist, die Familie in bestmöglicher Harmonie bestehen zu lassen; dazu wird auch der Ehemann zu einer Beteiligung an einer Selbsthilfegruppe aufgefordert und eingeladen.
Mit dieser Vorgehensweise hat man in vielen Slums und Dörfern Einrichtungen geschaffen, die Fälle häuslicher Gewalt erheblich reduziert haben, so dass auch andere Städte und Dörfer interessiert sind; selbst in Amerika hat man sich schon für dieses Modell interessiert, insbesondere weil hierbei das Ziel ist, die Frauen zu schützen und die Männer mit ihren Problemen miteinzubeziehen.
In Indien herrscht allerdings generell die Auffassung, dass jeweils die Kaste und Sippe für die Lösung interner Probleme zuständig sind. Das betrifft die Versorgung der alten Menschen, der Kranken und auch der Behinderten. So ist der Staat bisher auch nur bereit, die für diese UDAY Projekt Aktionen speziell ausgebildeten Polizistinnen zu bezahlen, nicht aber Sozialkräfte und Juristen, die solche Gruppen leiten und beraten. So bleibt das Problem der Finanzierung der notwendigen Begleitpersonen. Bisher unterstützen Missio München und wir dies Projekt.
Generell ist festzustellen, dass, sich in Indien viel getan hat, die Infrastruktur ist wesentlich verbessert, überall sind neue Autobahnen gebaut worden, die sich aus Mautgebühren refinanzieren; die immens gestiegene Anzahl von Mopeds zeigt auch relativen Wohlstand der unteren Mittelschicht; und statt Holzpflügen, von Ochsen gezogen, sieht man oft Traktoren und größeres landwirtschaftliches Gerät, wie und wo sie eingesetzt werden, konnten wir nicht sehen.
Natürlich unterstützen wir auch weiterhin die Steyler Missionare im Staat Telangana; sie kümmern sich in Jogipet z.B. um eine große Leprastation, hier hatten wir vor Jahren schon neue Betten, Toiletten und Waschplätze finanziert. Einige der Bewohner müssen noch behandelt werden, wofür sich ein pensionierter Arzt auch seit Jahren kostenlos zur Verfügung stellt. Die meisten Bewohner sind ausgeheilt, werden aber von ihren Angehörigen aus (völlig unbegründeter) Angst vor möglicher Ansteckung nicht wieder aufgenommen. Fast alle haben Finger und Zehen durch die Krankheit eingebüßt und brauchen für ihre täglichen Verrichtungen Unterstützung.
Es bleibt also überall noch viel zu tun, und so möchten wir Sie weiterhin um Ihre freundliche Unterstützung bitten. Wir wünschen Ihnen ein besinnliches und auch friedliches Weihnachtsfest und alles Gute für das Neue Jahr 2025.
Rita Brazda